Weihnachten im Hochleistungsmodus …

Weihnachten hat diese besondere Fähigkeit, bei Müttern ganz unauffällig den inneren Hochleistungsmodus zu aktivieren. Nicht laut, nicht dramatisch, eher schleichend. Plötzlich soll einfach alles stimmen. Für die Kinder natürlich. Für den Partner. Für die Familie. Und irgendwie auch für all die Erwartungen, die im Raum stehen, selbst wenn sie niemand laut ausspricht.

Der Tag beginnt früher als sonst und endet später als geplant. Dazwischen läuft das volle Programm. Arbeit, Kinder, Haushalt. Waschmaschine, Spülmaschine, einkaufen, kochen. Geschenke besorgen, Geschenke verpacken. Und bitte dabei möglichst entspannt bleiben. Ganz nebenbei soll man auch noch präsent sein. Zugewandt. Liebevoll. Eine Mutter, die alles im Blick hat, eine Partnerin, die mitträgt, eine Schwiegertochter, die nicht aneckt.

Kein Wunder also, dass man sich irgendwann fragt, warum Weihnachten für alle anderen so gemütlich aussieht, während es sich für einen selbst eher nach einem gut getakteten Projektplan anfühlt.

Das liegt übrigens nicht daran, dass du schlecht organisiert bist oder dich einfach nur mehr anstrengen müsstest. Es ist kein Zeitproblem. Es ist Druck. Gesellschaftlicher Druck. Und dieser sehr vertraute innere Anspruch, alles richtig machen zu wollen, damit bloß niemand denkt, man hätte etwas nicht im Griff. Was ironischerweise genau dazu führt, dass man selbst irgendwann das Gefühl hat, den Überblick zu verlieren.

Vielleicht ist genau hier ein guter Moment, innerlich einen Schritt zur Seite zu treten. Nicht alles, was erwartet wird, muss erfüllt werden. Nicht jede Tradition ist in Stein gemeißelt. Und nicht jedes Stirnrunzeln bedeutet automatisch, dass man etwas falsch gemacht hat. Es darf vollkommen okay sein, wenn dein Weihnachten anders aussieht als das der anderen. Auch dann, wenn Oma kurz schluckt oder überrascht schaut.

Was wir dabei oft vergessen: Du musst dich nicht so verausgaben, dass du nach den Feiertagen dringend Erholung brauchst. Denn die gibt es meistens gar nicht. Die Kinder haben frei, der Alltag läuft weiter und Silvester steht schon mit dem Sektglas in der Hand vor der Tür. Weihnachten ist kein Endpunkt, sondern Teil eines ganz normalen Lebens, das weitergeht.

Deshalb mein sanfter, aber ernst gemeinter Gedanke: Geh schon vor Weihnachten ein bisschen freundlicher mit dir um. Versuch nicht, allen alles recht zu machen. Dreh deine eigenen Erwartungen ein Stück herunter und schieb dich selbst auf der Prioritätenliste ein paar Plätze nach oben. Nicht radikal, nicht demonstrativ. Einfach realistisch.

Vielleicht ist es eine Sauna statt der nächsten To-do-Liste. Ein Kaffee allein, der auch wirklich allein bleibt. Ein Spaziergang, eine Runde Laufen oder ein Mädelsnachmittag, bei dem niemand fragt, was es morgen zu essen gibt. Kleine Inseln. Keine Flucht, sondern Pausen.

Nicht aus Egoismus. Sondern aus Selbstschutz. Und letztlich auch aus Verantwortung dir selbst gegenüber.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine Vorweihnachtszeit mit etwas weniger Perfektion und deutlich mehr Luft zum Atmen. Nicht perfekt. Aber stimmig. Und vielleicht genau deshalb gut.

Bis bald, eure Ute

Ute Claudia Lawrenz

Ich glaube nicht an perfekte Erziehung, sondern an Beziehung – klar, echt, auf Augenhöhe.

https://www.bindungskomplizen.de
Weiter
Weiter

Resilient in die Kita-Eingewöhnung: Wie Eltern cool bleiben, auch wenn’s heiß hergeht …